Batterie im gesamten Lebenszyklus – Großes Potenzial für das Saarland
Das bundesdeutsche Projekt TraWeBa, im Saarland angesiedelt bei saaris, lud kürzlich zu einem spannenden Austausch rund um das Thema Batterie ein. In der Tagesveranstaltung, organisiert von saaris, boten zahlreiche Vorträge und Unternehmenspräsentationen Einblicke in aktuelle Entwicklungen entlang der Wertschöpfungskette von Batterien. Im Fokus standen Themen wie Batterieproduktion, Recycling, Logistik, Qualität in der Produktion und Entwicklung durch Prüfung sowie technische Sauberkeit.
Die Staatssekretärin Elena Yorgova-Ramanauskas betonte zu Beginn in ihrem Grußwort: „Die Automobilindustrie ist der mit Abstand bedeutendste Industriezweig in Deutschland. Die Veränderungen, die mit den globalen Trends in der Automobilwirtschaft verbunden sind, sind weiterhin eine der zentralen Herausforderungen. Schon heute ist das Saarland mit seinen international renommierten Forschungseinrichtungen ein aktiver Akteur, um Zukunftsbranchen und neue Technologien im Land anzusiedeln. Zentral ist dabei eine weiterhin starke Automobilindustrie mit Investitionen in Forschung und Entwicklung insbesondere im Bereich Elektromobilität und Batterietechnologie.“ Sie versicherte den Teilnehmenden auch, dass Sicherheit durch gute Rahmenbedingungen gewährleistet werden müsse, da die gesamte Wertschöpfungskette des Automobilsektors betroffen sei. Das Saarland bereite eine Bundesratsinitiative vor, um die notwendigen Veränderungen voranzutreiben und Vertrauen in die Industrie zurückzugewinnen. Frau Yorgova-Ramanauskas hob hervor, dass neue Förderinstrumente nicht mehr wie bisher gestaltet sein würden, der „Instrumentenkoffer“ werde sich ändern. Ziel sei es, die derzeitige Technologieführerschaft Chinas in der Batterie- und Speichertechnologie zurückzuholen. Sie betonte die Bedeutung von Schwerpunktthemen wie hochautomatisiertes Fahren sowie Batterie- und Speichertechnologien für das Saarland. TraWeBa, so die Staatssekretärin, biete die Chance, die Arbeitsplätze von morgen zu sichern. Das Saarland müsse diesen Weg aktiv mitgestalten, um weitere Ansiedlungen von Unternehmen in der Region zu ermöglichen. Dabei sei es essenziell, voneinander zu lernen, sich zu vernetzen und das Know-how kontinuierlich zu erweitern.
Herausforderungen in der Batterielogistik
Prof. Dr. Thomas Korne von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar stellte die Verpackungslogistik für BEV-Batterien vor. Diese Verpackungen müssen nicht nur Beschädigungen verhindern, sondern auch thermische Belastungen aushalten. Korne betonte die fehlenden gesetzlichen Vorgaben für die Lagerung und Bereitstellung von Batterien und zeigte auf, dass neue Regelungen ab 2025/2026 erwartet werden. Diese sollen etwa die Trennung von Lithium- und Natriumbatterien berücksichtigen.
Carl Zeiss IQS-Qualitässicherungsbereich
Matthias Schneider von der Carl Zeiss IQS Deutschland GmbH präsentierte Qualitätssicherungslösungen für Batterien. Zeiss bietet eine breite Palette an Technologien, darunter Scanner, Röntgen und Mikroskopie, die es ermöglichen, Batterien von der Forschung bis zur Produktion und Qualitätssicherung zu optimieren. Besonders im Fokus stand der “Digitale Zwilling”, der es erlaubt, Produktionsprozesse präzise zu überwachen und Fehler frühzeitig zu erkennen.
RRC Power Solutions, Homburg
Steven Diehl von RRC Power Solutions erläuterte die Entwicklung von medizintechnischen Batterien. Das Unternehmen bietet standardisierte Batterielösungen für alle Anwendungszwecke mit unterschiedlichen Leistungsspektren an, die weltweit Anwendung finden. RRC garantiert zudem die langfristige Verfügbarkeit ihrer Produkte, auch wenn sich die Batterieanforderungen weiterentwickeln.
Fraunhofer ISI (Institut für System- und Innovationsforschung), Karlsruhe: Zellproduktion der Zukunft
Tim Wicke vom Fraunhofer ISI skizzierte die Herausforderungen für die zukünftige europäische Zellproduktion. Trotz der zögerlichen Entwicklung der Elektromobilität, vor allem in Europa, sieht Wicke große Chancen für die Batterieproduktion. Bis 2030 erwartet er Produktionskapazitäten von bis zu 1300 GWh, wobei Osteuropa und Nordeuropa besonders als Standorte hervorstechen. Er prognostizierte, dass es in Europa zukünftig keinen Mangel an Batterien gebe werde, da die Produktionskapazitäten in Europa weiter anstiegen.
Fraunhofer IPT (Institut für Produktionstechnologie), Aachen: Nachhaltige Produktion
Jan-Hendrik Hellmich vom Fraunhofer IPT stellte digitale Technologien zur Sicherstellung der Produktqualität für die Batterieproduktion vor, insbesondere den Einsatz von KI-basierter Qualitätskontrolle und den Einsatz eines digitalen Produktzwillings. Diese Technologien sollen dazu beitragen, Produktionsprozesse effizienter und nachhaltiger zu gestalten.
Becker-Reinraumtechnik, Saarbrücken
Dirk Steil baut mit seinem Team schlüsselfertige Reinräume für Branchen wie Mikroelektronik, Automobil, Lebensmitteltechnik und Medizintechnik. Die Reinräume werden digital geplant, wobei Augmented Reality zusätzliche Möglichkeiten zur Visualisierung bieten. Das saarländische Vorzeigeunternehmen ermöglicht Bauteilsauberkeit, insbesondere in der Automobil- und E-Mobilitätsbranche. Unternehmen wie Vetter, SVOLT und Wolfspeed gehören zu den interessierten Kunden.
Precitec, Gaggenau
Mitarbeiter Florian Herrmann ist unter anderem spezialisiert auf Inline Qualitätskontrolle in der Batterietechnologie mittels Laser. Sie bieten außerdem Laserschweißen und Laserschneiden in der Automobilbranche sowie Batteriefertigung. Besondere Lösungen umfassen die Dickenmessung bei Folien in der Elektrodenfertigung, die Restfeuchteüberwachung bei der Trocknung in der Elektrodenproduktion, Überwachung des Schnittgrades des Separators in der Zellproduktion und präzise Kontaktierung von Batteriezellen im Batteriepack.
Hydac, Sulzbach
Dr. Dirk Becker arbeitet mit seinem Team an Fluid Engineering und Technologien für die Batteriezellproduktion. Der Fokus liegt dort auf technologischer Sauberkeit und Nachhaltigkeit. Prozesse wie Kalandern und das Filtern von Ölen in der Batteriezellproduktion werden unterstützt. Die Tochterfirma Invenox entwickelt Batteriesicherheitsanalysen und Prototypen für Batterie-Module.
Abat, St. Ingbert
Matteo Zech entwickelt mit weiteren Experten MES-Systeme (Manufacturing Execution Systems) für Smart Factories. Die Systeme optimieren die Produktion, verkürzen Durchlaufzeiten und unterstützen durch mobile Datenerfassung, KI-Integration und die Steuerung autonomer Fahrzeuge. Die Lösungen basieren auf SAP und bieten Prozessoptimierung für verschiedene Branchen.
SEW Eurodrive, Bruchsal
Das Unternehmen ist ein führender Anbieter von Antriebstechnik und Automatisierungslösungen. Daniel Geider erzählte, dass der weltweit agierende Betrieb monatlich 230.000 Getriebe herstellt, die individuell auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind. SEW Eurodrive unterstützt unter anderem die Batteriezellproduktion, Elektronenfertigung sowie Intralogistik- und Lagerprozesse. Dabei bieten sie selbstfahrende Fahrzeuglösungen, die auch in verschiedenen Reinraumklassen zum Einsatz kommen können. Die Kunden kommen aus Nordamerika, Osteuropa, Frankreich, Skandinavien und China.
Ein weiteres Angebot der Veranstaltung war der Marktplatz für Start-ups, Forschungseinrichtungen und Unternehmen, der den Austausch zwischen innovativen Akteuren förderte. Ziel war es, saarländische Unternehmen aus der Automobilindustrie mit der Forschung zusammenzubringen, um neue Ideen und Kooperationen zu entwickeln. Dieses Vorhaben wurde erfolgreich umgesetzt, da nach Hoffnung der Teilnehmenden zahlreiche Partnerschaften und gemeinsame Projekte aus den Gesprächen hervorgehen könnten. Der Marktplatz erwies sich damit als wertvolle Plattform, um Innovationen voranzutreiben und die regionale Wirtschaft zu stärken. Dort waren unabhängig von den Präsentationen weitere Unternehmen vertreten: aim Systems aus St. Ingbert zeigte seine nasse und trockene Schichtdickenmessung für Elektrodenfolien. Delfa Systems aus Neunkirchen/Saar, die ihr Portfolio als Hersteller von Sensortechnik stetig optimiert und erweitert. Des weiteren cetecom advanced, ein Prüflabor, dass für die Prüfung von Batterien zahlreiche länderübergreifende Zulassungen und langjährige Erfahrung in vorweisen kann. Außerdem Etatronix, ein Spezialist auf dem Gebiet der kontaktlosen Energieübertragung und deren Integration in Powermanagementsysteme.
Fazit und Ausblick
Dr. Pascal Strobel von saaris zieht am Ende ein positives Fazit: „Das Saarland hat viele spannende Akteure, die entlang der Wertschöpfungskette der Batterietechnologie Kompetenzen vorweisen und bereits sehr erfolgreich im Markt unterwegs sind. Das bietet gute Chancen für die Zukunft!“
Ihre Ansprechpartnerin bei saaris:
Jetzt Newsletter abonnieren!
Durch Eingabe Ihrer E-Mail-Adresse gelangen Sie zu unserem Newsletter-Center mit zahlreichen Auswahlmöglichkeiten zu interessanten Themengebieten rund um die saarländische Wirtschaft. Bitte beachten Sie unseren Datenschutzhinweis.