Saarländische Automobilindustrie traf sich in Neunkirchen
Branche diskutierte Strategien zu Umbrüchen in der Wertschöpfungskette
Das Netzwerk der saarländischen Automobilindustrie, automotive.saarland, veranstaltete in der Gebläsehalle Neunkirchen seine Jahreshauptveranstaltung Unternehmertreffen. Dabei richtete sich Ministerpräsidentin Anke Rehlinger mit einem Statement an die Führungskräfte des wichtigsten Industriezweiges im Land, der durch die jüngste Entscheidung des Ford-Konzerns, keine Elektrofahrzeugen in seinem Werk in Saarlouis produzieren zu wollen, vor weiteren großen Herausforderungen steht. Bereits durch den Umbruch in der automobilen Wertschöpfungskette ist die Branche enormem Druck ausgesetzt. Wie Hersteller und Zulieferer diesem begegnen und dabei Chancen nutzen wollen, beleuchteten vier Branchenexperten mit spannenden Vorträgen zu intelligenten Strategien für den Fahrzeugbau der Zukunft.
Ministerpräsidentin Anke Rehlinger: „Das Saarland ist und bleibt ein Autoland. Unsere Automobilindustrie sorgt für Wertschöpfung, gute Ausbildung und Arbeitsplätze. Daran wird auch die FORD-Entscheidung nicht rütteln. Strukturwandel ist keine Perlenkette aus entweder positiven oder negativen Ereignissen, sondern harte Arbeit und manchmal auch ein steiniger Weg. Mit den wissenschaftlichen und technologischen Innovationstreibern in unserem Land sind wir für diesen Weg bestens gerüstet. Das Saarland bietet optimale Bedingungen und Voraussetzungen für die Automobilbranche. Eine Vielzahl an Zulieferern, auch im Automobilbereich, hat sich bereits auf den Weg in Richtung Zukunft gemacht. Gemeinsam werden wir dafür sorgen, dass das Auto der Zukunft auch weiterhin eine saarländische Seele haben wird.“
Der Geschäftsführer des Verbandes Automobilindustrie (VDA) Andreas Rade ging auf das Spannungsfeld zwischen Transformation und globalen Krisen ein und zeigte auf, welche Perspektiven sich dadurch ergeben: „Wir befinden uns mitten in der Transformation und investieren als deutsche Autoindustrie wortwörtlich in die Zukunft. Der Erfolg wird davon abhängen, dass wir die klimapolitischen Ziele in die richtigen industriepolitischen Maßnahmen übersetzen. Ebenso wichtig wird es sein, endlich einen Schub in der Infrastruktur zu bekommen, die wir vorauslaufend brauchen.“
Vor welchen Herausforderungen der moderne Karosseriebau steht und mit welchen Strategien thyssenkrupp Automotive Body Solutions darauf reagiert, stellte Geschäftsführer Falk Nüßle vor: „Die Automobilindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden technologischen Wandel. Zeitgleich steigt der Druck in den globalen Märkten durch steigende Preise für Rohstoffe, Vormaterialen, Logistik und den Mangel an Fachkräften. Als weltweit tätiger Automobilzulieferer heißt unsere Devise deshalb: Lokal denken, global handeln. Wir stärken unsere Kompetenzen vor Ort, bauen Komplexität ab und setzen auf die Möglichkeiten der Digitalisierung.“
Michael Hoffmann, Geschäftsführer von ZF Mobility Solutions richtete seinen Vortrag ganz auf die Mobilität der Zukunft aus und beschreibt künftige Strukturen und Lösungen, die zu diesen führen sollen: „Die Verkehrswende ist mehr als nur der Wechsel im Antriebsstrang. Sie öffnet neue Perspektiven auf die Art wie wir uns bewegen und wie wir zusammenleben. Von der Autostadt entwickeln wir Lebensräume, in denen der Mensch im Mittelpunkt steht. Der öffentliche Personennahverkehr steht dabei im Mittelpunkt und muss attraktiver, leistungsfähiger und klimafreundlicher werden, um immer mehr Menschen zu überzeugen, auf das private Auto zu verzichten. Autonome Shuttles, eingebunden in den ÖPNV, können hier schon heute einen Beitrag liefern.“
Antworten auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur gab Vice President Europe Hui Zhang des chinesischen Elektrowagenherstellers NIO, der mit dem Konzept von Batteriewechselstationen aufwartete: „Als Premium-Hersteller für smarte Elektrofahrzeuge möchten wir einen Beitrag zur Mobilitätswende in Deutschland leisten. Ein positives Nutzererlebnis ist für NIO dabei genauso wichtig, wie innovative und nachhaltige Technologien. Dazu gehören unter anderem unsere integrierte Lösung aus Lade- und Batterie-Wechsel-Stationen, sowie unser Battery-as-a-Service Modell. Wir freuen uns mit dem Marktstart Ende 2022 in Deutschland einen Teil zur Schließung der Ladeinfrastrukturlücke beisteuern zu können.“
Neben den spannenden Vorträgen erwartete die Besucher auf dem Jahrestreffen des Netzwerks der saarländischen Automobilindustrie ein vielseitiger Ausstellungsbereich mit interessanten Unternehmen, Dienstleistern, Startups, Forschungsstellen und Bildungseinrichtungen, die spannende Technologien und zahlreiche Innovationen präsentieren.
Mit dabei waren AIM systems, Audimus, Chang Zhou National Hightech District, CIIPA, CISPA, CMS Automatisme, co:hub66, ctc advanced, didactic Innovations, DigitalSeeds, Fahrzeuginitiative Rheinland-Pfalz, Ferchau, Festo Lernzentrum, htw saar, Innocise, IS Predict, Magna, Meta-Level, Pôle Automobile Européen (PAE), Surfunction, Tradex, Transfercentre Sustainable Electrochemistry der Universität des Saarlandes, Yangtze Delta Region Institut of Tsing Hua University und ZeMA.
„Um in den künftigen Strukturen der Wertschöpfungskette erfolgreich zu sein, investieren unsere großen Konzerne ebenso wie mittlere und kleinere saarländische Zuliefererunternehmen intensiv in neue Produkte und Innovationen“, sagte automotive.saarland-Leiter Dr. Pascal Strobel. „Dabei können sie auf die Expertise zahlreicher Forschungsstellen im Land zurückgreifen. Das Geld für diese Vorleistung wird aus dem bestehenden Tagesgeschäft erwirtschaftet. Wir müssen deshalb zugleich erfolgreich in den traditionellen Geschäftsfeldern und im Aufbau neuer Produkte für den Markt der Zukunft sein. Es gilt künftige Erfordernisse vorauszudenken und sich auf diese vorzubereiten“.
Hintergrund:
Entsprechend einer Erhebung von automotive.saarland werden im Saarland mehr als 40.00 Automobilbeschäftigte über 250 Betrieben gezählt. Diese erwirtschaften jährlich rund 16 Milliarden Euro. Zudem gibt an die 20 Forschungsstellen im Land, die für die Branche neue Technologien erforschen und entwickeln.
Weitere Informationen:
saaris – saarland.innovation&standort e. V.
Dr. Pascal Strobel, Leiter Netzwerk automotive.saarland
Tel.: 0681 9520-492, E-Mail: pascal.strobel@saaris.de
www.automotive.saarland
Presseberichte:
SR-2022-06-30-Region am Nachmittag
SR-2022-06-30-Aktueller Bericht
SZ-2022-07-01-Saarland


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